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- 23/06/1926
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geblich, damit man in der Zelle kein geiler Affe werde, aber es nützt alles nichts, außer, daß man weniger herunterwürgen kann und kränker wird.“
„Aber sie haben ihn nicht geschlagen?“
Sie war sehr erleichtert, als Weiermann es verneinte.
„Und wenn sie es täten“ behauptete sie mit großer Bestimmtheit, „er würde ihnen erst recht nichts sagen.“
„Du hast recht“, sagte der Hutmacher und faßte freundschaftlich ihre rechte Hand. „Er ist ein tüchtiger Bursche. Unvorsichtig, aber das ist bei seiner Jugend nicht anders zu machen. Wächst sich mit den Jahren aus, und dann läuft man der Polizei nicht mehr so einfältig in die Pfoten. Wirklich sehr tüchtig.“
Da wandte sich das Mädchen scharf gegen die zwei jungen Burschen, die mit ihr zum Schneider gekommen waren und fragte:
„Und Ihr, was tut nun Ihr, um ihn heraus zu bekommen?“
Der eine rutschte verlegen die Mütze auf dem Kopf hin und her, indessen der andere fragend zum Hutmacher hinüber blickte.
„Kann man denn da überhaupt etwas tun?“
„Teufelsdreck. Ihr bringt ihn nicht heraus. Der wird seine Sache abhocken müssen, wie so viele andern auch“, mischte sich König ein.
„Eine kitzliche Angelegenheit“, fügte Weiermann bei. Aber da wurde Anna Barbara heftig:
„So. Und die Partei, mit der er immer so großartig tat. Will die denn gar nichts für ihn tun?“
„Ihr sollt die Partei nicht mit solchen Angelegenheiten belasten. Der Diebstahl ist keine Parteiangelegenheit, und wenn's auf mich ankäme, so müßte sie sogar öffentlich erklären, daß sie damit in keinem Zusammenhang steht.“
„Auch so eine Jungfer, die immer unbefleckt empfängt, Eure Partei“, spottete König.
Aber Anna Barbara wandte sich enttäuscht zum Fenster und starrte in die Dunkelheit hinaus, bis Weiermann sie zum gemeinsamen Heimweg aufforderte.
„Komm Kind, unser Weg führt uns ein Stück weit die gleiche Straße.“
Unwirsch folgte sie dem älteren Freund, ohne weiter ein Wort zu sprechen. Er war auch nicht besser als die andern und brauchte nicht so großartig belehrend zu reden.
„Ja, ja, Anna Barbara, man muß lernen, was zur Partei gehört und was Privatunternehmungen sind.“ Sie antwortete nicht.
„Die Partei, siehst du, das ist eine große Sache, die…“
Jetzt unterbrach sie zornig:
„Und für mich ist er die große Sache, und er war immer dabei, wenn etwas geschehen sollte, und jetzt laßt Ihr ihn einfach im Stich.“
„Nicht ganz“, begütigte er. „Aber wenn ich nun da mit einem Gefängniswärter Bekanntschaft geschlossen habe, so ist das wieder keine Parteiangelegenheit, sondern eine Sache, die wir ganz privat weiter betreiben müssen.“
Ihre Hand legte sich fest auf seinen Arm:
„Warum hast du mir das nicht gleich gesagt?“
„Weil wir dort oben fünf Menschen waren, und wenn man zu einem Unternehmen nicht fünf Menschen braucht, so soll man nicht vor fünf Menschen darüber schwatzen.“
„Aber es sind doch die sichersten Genossen!“
„Und trotzdem brauchen wir sie diesmal nicht.“
Von hier an schritt sie in lebhaftem Gespräch neben ihm her, und er setzte ihr einen Plan auseinander, der noch recht unsicher war und unter allen Umständen viel Geld erfordern würde. Aber unmöglich schien er ihnen beiden nicht.
24. Observiert.
David Glättli, der Bürobeamte, der sich sonst eines ausgezeichneten Schlafes erfreute, wachte an seinem ersten, sonnenreichen Ferientage schon morgens sechs Uhr auf. In fieberhafter Eile erhob er sich zum Erstaunen seiner Frau, wartete nicht, bis sie ihm Kaffee kochen würde, sondern lief mit einem listigen Lächeln davon, nachdem er ihr vielsagend zugeflüstert hatte:
„Ich werde dir abends ausführlich referieren.“
Da sie an seine Torheiten gewöhnt war, schlief sie beruhigt weiter
Glättli eilte mit einem von Stolz und Erwartung geschwellten Herzen auf seinen Beobachtungsposten. Heute wollte er durch eine Tat beweisen, daß seine Leidenschaft für Kriminalistik tief in seiner Natur und Begabung saß. Er stürzte sich auf die Spur des Journalisten Erwin Ritter. Wohl sagte er sich, daß die Probe unter Unständen recht hart werden könnte, aber er fühlte sich mit einer leidenschaftlichen Geduld ausgestattet, als er sich raschen Schrittes der Wohnung des zu Observierenden näherte.
Vom Fenster einer kleinen Wirtschaft überwachte er die Weißgasse. Dort wohnte Ritter in dem schmalen Haus Nr. 16. Sobald er heraustrat, war er dem Beobachter verfallen. Glättli bestellte zum Mißvergnügen einer etwas unordentlichen Kellnerin schon in dieser Morgenfrühe, in der sie sonst nur Schnaps servieren mußte, einen Milchkaffee. Der günstige Anfang seines Unternehmens, der ihn diesen wundervollen Beobachtungsplatz hatte finden lassen, erfüllte ihn mit stiller Freude. Jetzt hätte auch nicht der kleinste Hund die Straße unbeobachtet queren können. Selbst wenn der Amateurdetektiv einen Schluck Kaffee trank, blickten seine treuen, blauen Augen lauernd über den Rand der Tasse.
Eine angestrengte Stunde verging so.
Glättli empfand mit Genugtuung, daß seine Aufgabe sich mit Schwierigkeiten belud und er auf eine harte Probe gestellt werde.
Er blieb eine weitere Stunde sprungbereit und dachte bei sich:
„Großartig. Da wäre vielleicht ein Fachmann ungeduldig geworden. Ich nicht.“
Aber am Ende mußte sein Hiersitzen bei der Kellnerin Aufsehen erregen und gerade das galt es unter allen Umständen zu vermeiden. Er zahlte und schleichend griff er zu seinem Hut, entfernte sich geräuschlos und durchschritt mehrmals in unauffälliger Gangart die kleine Straße.
(Fortsetzung folgt.)
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- Unità di conservazione
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- verticale
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- a stampa
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- cartaceo
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