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- 23/06/1926
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Titolo: „Tätowieren! Tätowieren!“
Testo:
Was ist eigentlich tätowieren? Wie bekommt man diese unverlöschlichen Figuren auf die Haut, die man nie wieder verliert, es sei denn, daß man die tätowierten Hautstellen mittels Kohlensäureschnees zerstören läßt. In den winkligsten Gäßchen großer Hafenstädte der ganzen Welt finden wir merkwürdige kleine Läden, die durch marktschreierische Plakate wie Jahrmarktsbuden wirken. Da schreibt einer: (immagine). Was es mit dem ehemaligen Bootsmaat des Admiralschiffs ,,Columbus" Fred A. Lionsfield auf sich hat, der in Konstantinopel eine Tätowier-Bude unterhält, daß er in Wirklichkeit Alfred Löwenfeld heißt, niemals ein Admiralsschiff auch nur von weitem gesehen hat und früher in Proßnitz einen kleinen Kramladen hatte, erzählt Egon Erwin Kisch in seinem spannenden Buche ,,Der rasende Reporter" (Erich Reiß, Berlin). Kisch erzählt, wie ihm Herr Löwenfeld einen Niggerboy auf die Haut tätowierte:
„Ich schaute mir Bimbo an, ein widerlicher Varieténeger mit einem Maul wie ein Schimpansengesäß und mit einer Kravatte, die wie eine verfaulte Erdbeere aussah. Bevor ich noch den Versuch machen konnte, mich zu verabschieden, hatte Alfred Löwenfeld meinen Arm bereits gepackt, schon war die Kontur des ekelhaften Excentrics von der Vorlage auf meine Haut abgedruckt, eine trübe Fabrikstusche auf ihrem Günther Wagner-Fläschchen in eine Reibschale geschüttet und ein Elektrisierapparat eingeschaltet. Mit etwas, was halb Injektionsspritze, halb Hohlnadel war, vom Apparat mit Elektrizität und aus der Farbschale mit Tusche gespeist wurde, fuhr er nun den Umriß des Niggers entlang, daß Blut und Tusche nur so spritzen. Die Hose wollte er schwarz anlegen, allein ich verzichtete energisch. Dagegen nützte mein Protest nichts, als er die schwarzen Glotzaugen grün umränderte - sonst würde man doch in dem schwarzen Gesicht nicht sehen, daß es Augen sind! Er hatte recht, und ich ließ mir giftgrüne Kreise in den Arm stechen…
Die Erschaffung Bimbos war zu Ende, es tat weh, viel mehr als eingestochene Stiefelwichse. „Garantiert schmerzlos“, dachte ich schmerzlich. Nach acht Tagen werde das vergehen, beruhigte mich Mister Lionsfield, ich müßte nur den Arm den ganzen Tag nach oben halten und viel Vaseline daraufschmieren. Tatsächlich ging nach längerer Behandlung durch einen hervorragenden Dermatalogen die Geschwulst zurück, nur die grünen Augen werden alljährlich entzündet."
Nicht nur Naturvölker, Seeleute und Berufsverbrecher, auch die ,,große Gesellschaft“ huldigt diesem Sport. Offiziere und Sträflinge, Abgeordnete und Handelsreisende, ja selbst der Erzherzog Franz Ferdinand und der Kronprinz Rudolf von Oesterreich ließen sich tätowieren. Die schönste Tätowierung der Welt hat kein anderer als der frühere Admiral der Oesterreich-Ungarischen Flotte Horthy, jetzt als ungarischer Reichsverweser", Arbeitermörder und Faschist weltberüchtigt.
Das schon sollte die Werktätigen zum Nachdenken bringen, welchen ,,Wert" das Tätowieren hat. Es ist im Grunde nichts weiter als eine Verschandelung der Haut, die unhygienisch ist, weil sie das Atmen der Poren erschwert und dazu die Gefahr der Blutvergiftung in sich schließt.
Didascalie delle immagini da sinistra verso destra
Der Neger aus Zentral-Afrika mit tätowiertem Arm.
Der Berufsverbrecher, den seine Tätowierungen verrieten.
Ein englischer Offizler, der sein „Vaterland“ auf der Brust trägt.
Ein ganz besonders frommer Christ.
Consistenza rilevata
- Quantità
- 1
- Tipologia
- documento/i
Unità di conservazione
- Unità di conservazione
- sottofascicolo
Orientamento
- verticale
Modalità di scrittura
- a stampa
Supporto
- cartaceo
Dimensioni
- Unità di misura
- cm
- Altezza
- 44