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Data topica 9/06/1926
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9/06/1926
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Titolo: Kunst / Bühne / Film

Sottotitolo: Proletarische Laienbühne und Bewegungschor

 

Der moderne Sprechchor dürfte schon heute soweit entfesselt sein, daß er - wie im Leben - das bewegte Wort durch den bewegten Körper ausdrucksvoller zu gestalten sucht, daß er vom Sprechchor zum Bewegungschor übergegangen ist. Diese Entwicklung ist zu begrüßen. Der Bewegungschor, wie er in der Entwicklung begriffen ist, beschränkt sich nicht darauf, Gedanken auszusprechen und durch Gebärden zu verdeutlichen, er ist bestrebt, als dramatischer Körper zu gelten, seine gesteigerten Empfindungen dramatisch darzustellen. Das geschieht am eindruckvollsten beim dramatischen Spiel.

Die alte griechische Volksbühne hatte ihren Bewegungschor, und die Oper, die alte und die neuere, wollte etwas ähnliches: große Momente durch große Massen eindrucksvoll gestalten. Die Absicht wurde selten erreicht, denn Opern- und Schauspielchöre blieben meist armselige Instrumente, geistig und wirtschaftlich tief unter dem sonstigen Stand der Bühne stehend. Die Ausdrucksformen waren stumpf und maschinell, so daß die Opernchöre - die wunde Stelle aller Musikdramen - handlungstörend oder gar lächerlich wirkten. 

- Der proletarische Bewegungschor hat mit seinen historischen Vorläufern nichts gemein. Er vertritt die von einem einigen Willen beseelte Masse, die bewußt spricht und bewußt handelt. Er gebraucht daher durchweg die Wir-Sprechform: Wir sind das werktätige Volk! - Wir klagen an! Wir wollen! - Wir!

Beim proletarischen Laienspiel, über das die Meinungen der Führer recht verschieden sind - weil sie immer nur an die gräßlichen „Vereinsvorstellungen" denken, die früher bei den Festen der Arbeiterschaft heruntergespielt wurden - kann sich der Bewegungschor außerordentlich dramatisch betätigen.

Der Bühnenentwurf will zeigen, wie der Bewegungschor in das Spiel einzusetzen ist. Die Bühne ist ein Podium ohne Kulissen. Die Hinterwand bildet die Spielwand eines Puppentheaters (Flach- oder Bretter- puppen). Von dem Podium, das mannshoch ist, führen Stufen hinab in den Chorraum, der wie ein Orchesterraum vorn durch eine Wand vom Zuschauerraum getrennt ist. Der Chor sitzt auf dreistufigen Treppchen und ist bei Nichtbetätigung unsichtbar (auch unbelichtet). Sobald er in Aktion tritt, taucht er gleichsam (belichtet) aus der Tiefe empor, greift in die Handlung ein oder führt die Handlung. Gesänge und Musik werden gleichfalls aus der Tiefe des Chorraumes dargeboten.

Die Dreiteilung dieser Laienbühne - die Masse in der Tiefe, der Mensch auf der Bühne, die Holzpuppen - ist symbolisch, ebenso die Verbindung der drei Gruppen. - Aus der Tiefe, aus dem Masse steigt das Individuum, der Führer, empor, bleibt aber in ständiger Verbindung mit der Masse auf der Bühne des Lebens. Er hat eine erhöhte Schau und darum eine erhöhte Verantwortung. Er muß sich hüten, in der Entwicklung zur Puppe zu werden, sonst muß er den Platz auf der Menschheitsbühne verlassen und muß im Holzpuppentheater auftreten. Die Puppenbühne hat einen Vorhang. Handelt der Mensch, dann können die Puppen ausgeschaltet werden. Es kann also jede Gruppe für sich spielen. Es können aber auch alle Gruppen dieses Erdenschauspiel nebeneinander wirken, wie oben dargestellt ist. Es handelt sich um einen Vorgang aus dem proletarischen Spiel ,,Biß in die Peitsche", einem meiner Spiele für Bewegungschor. Holz- und Menschenpuppen. Der Vorgang zeigt, wie der Arbeiter als Ware von dem Sklavenhändler feilgeboten wird, wie die Masse leidenschaftlich dagegen protestiert: 

 

Wir klagen an,

daß man uns wie Ware verkauft,

daß man uns wie Vieh und Holz verkauft!

Wir sind im Frondienst

Rad und Hebel, Hacke und Schaufel, Heber und Träger.

Ganz wie die Sklaven einst. 

Europas weißes Elfenbein -

wie die Kirche aber dieses Vorhaben segnet.

 

Schon aus dieser kurzen Andeutung dürfte hervorgehen, wie vielfältig einfach und eindrucksvoll diese Form der Laienbühne sein kann. Das Spiel ,,Biß in die Peitsche" hat, wie Kritik und Publikum bezeugen, durch den Bewegungschor stets eine außerordentliche Wirkung erzielt. 

 

Firmato: Lobo Frank.

 

Didascalie delle immagini da sinistra a destra

 

Proletarische Laienbühne.

Der Arbeiter-Theater-Bund veranstaltet überall Aufführungen politischer. Revuen. Unser Bild zeigt eine Szene, die die Auseinandersetzung zwischen Kapitalisten und Gewerkschaftsbonzen einerseits und revolutionäre Arbeiterschaft andererseits bringt.

 

Charmian und Jack London

Der berühmte amerikanische Dichter Jack London, der als Sohn eines Landarbeiters geboren, nach einem arbeits- und entbehrungsreichen Proletendasein sich zum meistgelesensten Schriftsteller Amerikas und der übrigen Welt emporarbeitete, bis zu seinem letzten Tage aber den Unterdrückten innerlich und äußerlich verbunden blieb, starb am 22. November 1916 in Hawai. Sein 10. Todestag wurde überall in der Welt feierlich begangen.

 

Biß in die Peitsche".

Szene aus einem Spiel für Bewegungschor, das für lebende Darsteller oder Holzpuppen geeignet ist. (Siehe auch obenstehenden Aufsatz.)

 

Nachtasyl. Kürzlich fand in Berlin in der „Volksbühne am Bülowplatz" eine Neueinstudierung von Maxim Gorkis „Nachtasyl" unter der Regie von Erwin Piscator statt.

 

Klare Klassenfronten in der Filmdarstellung.

Die Filme der kapitalistischen Staaten, insbesondere Amerikas und Deutschlands, wollen ängstlich den großen Klassenkampf zwischen den Herrschenden und Unterdrückten vertuschen. Infolgedessen bringen diese Filme kitschige und unwahre Schilderungen der feudalen, bürgerlichen, mittelständlerischen oder proletarischen Klasse. Ganz anders die russische Filmkunst, die die Klassen scharf sieht und herausarbeitet. Unsere Bilder zeigen zwei Ausschnitte aus dem neuen Goskino-Film „Der Sohn der Berge". der demnächst seine deutsche Uraufführung erleben wird. Man beachte Gesichtsausdruck und Haltung der dargestellten Typen.


 

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