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Il testo è la continuazione di p. 7

 

Bürochef geworden. Nein, damals hatte man sich schwer getänscht. Oder noch einfacher‘ gesagt, das freiwillige vaterländische Beobachtungskomitée war von einem ganz gewissenlosen Angestellten schändlich betrogen worden. Der Mensch hatte für Geld fürchterlich gelogen. Aber sollte man etwa einem einfachen Mann wie David Glättli einen Vorwurf daraus machen, daß er an die Gefahr geglaubt hatte? Nein, selbst der Magistra Haeberlein, der dem Komitee wohl wollte, hatte sich täuschen lassen, und noch mehr, dessen leiblicher Sohn, ein echter Doktor juris. der dem Komitee angehörte, war ebenfalls dem Betrug verfallen. Glättli fühlte sich dadurch gedeckt und arbeitete unverdrossen an seinm Stehpult weiter.

Aber wenn er des abends um sieben Uhr in der Weinstube saß und seine Freunde erwartete, rauchte er mit recht bedenklicher Miene an seine Zigarre, und die politischen Horizonte erschienen ihm düster, seit dieser Stockmann hochgestiegen war.

.,Marie,“ sprach er zur Kellnerin, „unter diesen Umständen hege ich Bedenken für den Kredit des Gemeinwesens. Denn sehen Sie, unser Bankkapital wird von seriösen Männern geleitet, und es wi1d sich von einer Stadt zurückziehen, die gewagte Sozialistenexperimente wagt. In solchen Dingen gibt es keinen Spaß. Ja, und was dann, Marie? Sagen Sie mir, was dann?“

Marie wußte es wirklich nicht und stellte ihm Senf zum Käse den Tisch. Er aber hob warnend seinen Zeigefinger und sprach:

„Sehen Sie, das haben die Herren Sozi nicht bedacht!“

Und als dann auch die zwei andern Freunde sich eigefunden hatten, da besprach man sich eingehend

über die wahrscheinliche Bedeutung des Berliners. Eisenhut zeigte sich dabei unerwartet mißmutig. und begann auf den pomadisierten Coiffeur, den er auch wieder einen Seiltänzer nannte, zu schimpfen. Was brauchte man ihm einen derartigen Laffen vor die Nase zu setzen? Hatte er, Eisenhut, sich in der letzten Zeit etwa derartig unfähig erwiesen, daß man ihm nicht mehr traute? Da hatte man nun zum erstenmal in seinem Leben Gelegenheit erhalten, sich in einer offenbar ganz bedeutenden Finanzaffäre hervorzutun, und wurde ganz einfach zugunsten eines Auswärtigen übergangen. Wenigstens hätte man ihm sagen dürfen, warum man ihn nicht für tauglich hielt. Er wisse ganz genau, daß neulich der Direktor der Verkehrsbank beim Kriminalkommissar vorgesprochen habe, und sicher im Zusammenhang mit diesem noblen Kollegen.

„Schon zweimal war der Direktor da," berichtete Meier 3.

Und Eisenhut, der sich in einer außergewöhnlichen Erregung befand, betrachtete das geradezu als eine Herausforderung, bei der seine ganz Eignung zum Beruf in Frage gestellt werde.

„Jawohl.“ Er schlug mit seiner schweren Faust auf den Tisch, daß die Gläser klirrten. „Und ich nehme die Herausforderung an. Das wollen wir denn doch noch sehen, ob alle meiene Lokalkenntnisse einfach mißachtet werden können, oder ob ich nicht rascher ans Ziel gelange als dieser Protektionsknabe. Noch kenne ich das eigentliche Delikt nicht, und trotzdem nehme ich es auf mich, mit meinen eigenen Mitteln und auf eigene Verantwortung den Verbrecher zu finden. Und es dürfte wohl noch so herauskommen, daß ich derjenige bin, der das Licht ansteckt.“

Glättli blickte mit wahrer Bewunderung zu seinem Jugendfreund hinüber und bestätigte mit unbegrenztem Vertrauen:

„Das dürfte sich wohl noch mit Evidenz erweisen“.
 

21. Der Kellner Albert

 

Als die Schreinermeister sich im Hotel Metropol zur Versammlung einfanden, nahm es sich aus wie ein kriegerischer Aufmarsch. Die Herren schritten stramm und mit finstern Blicken. Einige hatten schon bei ihrer Ankunft rote Köpfe von der Aufregung, die ihnen die kommenden Ereignisse bereiteten. Zwei trugen beim Anmarsch ihre Stöcke geschultert, wie Gewehre.

Nun sollten einmal entscheidende Beschlüsse in dieser unheilvollen Streiksache gefaßt werden. Man

konnte sich von der aufsässigen Arbeiterschaft doch nicht bis zum Konkurs treiben lassen. Viele waren von der beständigen geschäftlichen Störung bis ins Innerste erbost, und da auch ein Vertreter des Zentralvorstands zur Versammlung angekündigt war, so wollte man einmal ein kräftiges Wort reden und so oder so den Abschluß erzwingen.

 

Ein aufmerksamer Beobachter wie der Kellner Albert sah sofort, wie sich im Saal Gruppen von verschiedenem Charakter an den hufeisenförmig angeordneten Tischen bildeten. Auf der einen Seite ballten sich die entschlossenen und erbitterten Draufgänger zusammen. Auf der anderen sah es eher nach ängstlichen und friedfertigeren Männern aus, und um den Präsidentenplatz setze sich ein kalt lächelndes Zentrum.

Unmittelbar hinter den Erbosten stand Albert in seinem tadellosen schwarzen Frack, und niemand schien seine Gegenwart zu beachten. Wenn er in seinen Lackschuhen stand und ins Nichts blickte, nahm er sich mit seinen bleichen Wagen wie ein edler Aristokrat aus und stach selbst unter seinen Berufsgenossen, nicht nur unter Schreinermeistern hervor.

Still wartete er auf die Befehle der Gäste.

Er galt bei allen Prinzipalen, die ihn jemals angestellt hatten, di Perle eines Hotelkellners, weil er mit der Exaktheit und mit der Unbeteiligtheit einer Präzisionsmachine arbeitete. Die Genauigkeit mochte der eine und andere der Kollegen vielleicht auch erreichen, aber im Ausdruck der Uninteressiertheit war er auch dem Besten noch um eine Nuance überlegen.

 

Tra le colonne della prima metà della pagina è presente una poesia

 

Dem kommenden November

 

Es kommen wieder die Tage,

Die Dämmerungen des November.

Wo aus der Stille des Jn-Uns-Seins

Wir aufbrechen fassen die Schleusen des Muts.

Wo wir die Winde wollen, 

Die uns tragen

Trotz Föhn, Samum und Hurikanen,

Wo wir die Lichter gießen . . .

Licht über violette Brücken

Von Leibern, grüßend Verfall.

Verfall trotz aller Ethik, Demokratie

Und der Allerwelts-Menschlichkeit.

Trotz schönster Hymnen von Einigkeit,

Recht und Freiheit.

Das haben alles gekannt wir. 

Das war unsere Jugend

Wir achtzehn Jahren.

Es kommen wieder die Tage,

Die Dämmerungen des November - 

Wo wir, einst achtzehnjährig,

Den Sieg in schrägste Menschenschädel

Hämmern.

 

Hans Vogts

 

Der junge proletarische Dichter Hans Vogts, der 25 jährig als Junglehrer an der weltlichen Schule eines kleinen rheinländischen Städtchens tätig ist, veröffentlichte in der letzten Nummer der von Gerhart Pohl herausgegebenen kritischen Schriftenfolge „Die Neue Bücherschau“ seine ersten Gedichte, die durch ihren revolutionären Inhalt in einer neuen Form bemerkenswert find.

 

La seconda metà della pagina riporta inserzioni pubblicitarie di vario tipo.

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